Geschichte der Gemeinde
Wenngleich Krummenhagen erstmals 1434 im Dorfregister urkundlich erwähnt wird, so gibt es doch zahlreiche personenbezogene Herkunftsbelege aus Stralsund, die bezeugen, dass der Ort bereits um 1330 bestanden hat: 1338 Henneke Krummenhaghen, 1340 Hermann Krummenhag(hen), 1354 Johanni Crummenhag(hen).
1506 verglich sich das Kloster Neuenkamp (Franzburg) mit Margarete Darne, der Witwe des Stralsunder Bürgermeisters und Gewandschneiders Matthias Darne, bezüglich des Dorfes Krummenhagen. Das Dorf wurde vom Kloster gelöst, das aber danach außer Gericht und Dienste auch weiterhin alle Hebungen des Dorfes erhielt nebst zwei Fuder „Maien“ (Meiges) je auf Pfingsten und Fronleichnam.
Infolge des Dreißigjährigen Krieges haben schwedische Kolonisten das Land erstmals kartiert und seine Wirtschafts- und Siedlungsstruktur ermittelt. Krummenhagen wurde im Jahre 1630 von Gustav II. Adolf von Schweden an den Ratsherren Justquinus von Gosen verkauft. Zu diesem Zeitpunkt zählte man im Ort zehn Familien. Sie lebten hauptsächlich vom Fischfang im Krummenhagener See. Justquinus von Gosen vererbte Krummenhagen an seinen Neffen. Zu Beginn der Amtszeit des Pastors Nicolaus Wentin (1710 bis 1759) war Major von Togau Pächter. Mit dem pfandgesessenen Major von Lozanen führte Pastor Wentin 1722 einen Prozess, da dieser sich mit seiner Gemeinde Krummenhagen an die Elmenhorster Kirche halten wollte. Um 1728 wurde Major von Preigenschildt als Pfandträger von Krummenhagen in die Besichtigung der ehemaligen Kapellenstellen in Berthke, Jakobsdorf, Krummenhagen und Pennin einbezogen. In einem Schreiben an den Franzburger Amtmann Rahtkens plädierte er damals dafür, die Kapellenstelle in Krummenhagen nicht für Profanbauten vorzuhalten, sondern als Notfriedhof zu Pestzeiten. Um 1770 nahm der Pfandträger Johann Friedrich Kassow für Krummenhagen an der Visitation und Revision der Kirche zu Steinhagen teil. Um 1780 war der Steinhagener Pastor Bernhard Nicolaus Wentin Besitzer des „Domanial Guthes Crummenhagen“.
Quelle:
- Wer war wer in Mecklenburg und Vorpommern: Das Personenlexikon von Grete Grewolls; Schwerin 2011
- Memorabilienbuch der Kirche zu Steinhagen (1822-1998), Seite 148, 152, 154, 200, 206f., 279
- Protokoll der Visitation und Revision der Kirche zu Steinhagen von 1780, Seite 59, 250, 265
- Steinhäger Kirchen-Matrikul von 1771, Seite 7
- Steinhäger Kirchen-Matrikul von 1780, Seite 3
- Ewe, Geschichte der Stadt Stralsund, 1985, Seite 169
Nach 1815 wurde das Gut Krummenhagen eine königlich-preußische Domäne und vermutlich schon zu diesem Zeitpunkt, nachweislich ab 1820, von Herrn von Netzow gepachtet. In Krummenhagen Dorf lebten derzeit fünf Bauern und zwei Kossaten. Zum Gut Krummenhagen gehörten das Gutshaus, das Wirtschaftsgebäude sowie Scheunen und Ställe, 214 ha Wald, Wiesen und Seen sowie Nutztiere. Mit den Verkäufen des Domänen-Fiskus durch die Königliche Regierung in Stralsund im Jahre 1838 wurden sechs Bauern Eigentümer, vier davon am Waldrand außerhalb des Dorfes. Der Kaufvertrag des Hofes Nr. 5 von 1838, unterschrieben von dem damaligen Besitzer Johann Jacob Krabbe, befindet sich im Stralsunder Museum. Er enthielt umfangreiche Klauseln über die Neuordnung des Dorfes. In dem Kaufvertrag wurde auch von einem „Mühlenwesen“ gesprochen, dessen Eigentümer der Müller Heinrich Gottfried Köhnke war. Die Mühle blieb über weitere zwei Generationen hinweg im Besitz der Familie Köhnke, bzw. Köncke, wie sich später schrieb. Um 1893 verkaufte Robert Heinrich Friedrich Köncke die Mühle an den Müllermeister Erich Diekelmann. Die Mühle existierte bis zu Beginn der 1920er Jahre.
Wenngleich in dem Vertrag und auch in den Provinzialkalendern für Neu-Vorpommern und Rügen von 1840 bis 1873 immer nur von den sechs Bauern und dem Müller als Eigentümer berichtet wird, gab es einen 7. Hof am Dorfende nach Steinhagen, „Möllerhof“ genannt.
1845 zählten Krummenhagen Hof und Dorf insgesamt 262 Einwohner in 29 Wohnhäusern. 1860 übernahm Herr Otto die Domäne, 1873 Herr Märcker und um 1885 Herr Francke. 1886 übernahm Adolf Karl Harms die Domäne, nach seinem Tod 1889 sein Sohn Adolf Harms. Die Domäne blieb im Besitz der Familie Harms bis 1945. Krummenhagen hatte derzeit eine landwirtschaftliche Nutzfläche von 550 ha. Auf den Krummenhagener See entfielen 300 ha. Eine Revier-Försterei wurde um 1900 erbaut, erster Revier-Förster war Förster Fahl.
Quelle:
- Provinzialkalender für Neu-Vorpommern und Rügen1820, 1840, 1860, 1862, 1873 – Sabine Scharath vom 10. Oktober 2017
- Memorabilienbuch der Kirche zu Steinhagen (1822-1998), Seite 196. 216, 228, 288
1922 war die Domäne Krummenhagen der Pommerschen Landgesellschaft zur Siedlung übergeben worden. Den kleinen Grundstücksbesitzern der Gemeinde Krummenhagen bot sich so die Gelegenheit, Land von dem Domänenacker zu einem niedrigen Preis zu erwerben. Durch die Inflation reichte der Verkauf von einem halben Zentner Roggen, um einen kleinen Acker zu bezahlen. Ein Antrag des Lehrers Max Beske, der Schule Dienstland zu gewähren, fand nicht die Unterstützung der Regierung. Der weitaus größte Teil der Domäne ging für einen geringen Preis in den Besitz des bisherigen Pächters, Oberamtmann Adolf Harms, über. Auch Arbeiter Vespermann erwarb neben der Schmiede etwas Land. Die Altbauern waren im Ausbau Pieritz, Schröder, Behrens, Ewert, Krabbe und im Ort Diekelmann, Schulz, Meinke. Zu den Kleinbauern zählten Jähnke, Riemer und Pahnke. Häusler mit wenig Ackerland waren Kelch und Ücker. In den 1930er Jahren wurde die Domäne aufgesiedelt.
Quelle:
- Chronik der Schule zu Krummenhagen, Seite 105f., 10, 144
- Elisabeth Schulz, Krummenhagen, Kindheitserinnerungen
Die Einwohnerzahl hatte über 100 Jahre hinweg nur geringfügig geschwankt. Erst durch Flüchtlinge und Umsiedler aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten im Jahre 1945 verdoppelte sich die Einwohnerzahl auf ca. 400, was zu einem großen Wohnraummangel führte.
Am 12. September 1945 setzte Hans von Holstein, Landrat des Kreises Franzburg-Barth, Paul Schwerin als Bürgermeister ein. Krummenhagen erlangte dadurch nochmals Selbständigkeit mit einem Bürgermeister und später auch einer eigenen landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft.
1945 wurde durch das Gesetz der Bodenreform die Domäne mit 200 ha und der Bauernhof Pieritz mit 50 ha parzelliert. Die Neubauern erhielten zwar von der Bodenkommission eine Kuh und zwei bis drei Schweine zum Aufbau einer Wirtschaft, dennoch hatten sie einen schweren Anfang. Zugkräfte waren rar. Mancher musste seine Kuh vor Pflug oder Egge spannen. Wenige besaßen ein Pferd. Nach wie vor wurde hauptsächlich Roggen, Kartoffeln, Zuckerrüben und Weizen angebaut.
1952 wurde die LPG Typ I und ein Jahr später die LPG Typ III gegründet. Die LPG Krummenhagen orientierte sich nun auf Vermehrungssaaten, insbesondere Weizen. 1960 wurde Krummenhagen vollgenossenschaftlich und mit ihrer landwirtschaftlichen Nutzfläche von 550 ha und 70 Mitgliedern der LPG „Thomas Müntzer“ Steinhagen angeschlossen. Die Viehhaltung der LPG wurde auf einzelne Höfe konzentriert.
Krummenhagen war schon vor 1945 wegen seiner Pferdezucht über seine Ortsgrenzen hinaus bekannt. Ab 1960 wurde die Pferdezucht genossenschaftlich und erfolgreich weiterentwickelt. Bekannt war in den 1950er Jahren auch die Rinderbullenzucht. Bullen wurden bis nach Hiddensee geliefert. 1965 brachte die landwirtschaftliche Industrialisierung umfangreiche Veränderungen auch in Krummenhagen. Die sieben Bauernhöfe gaben auf. Eine Veränderung gab es Mitte der 1980er Jahre. Die kleinen Krummenhagener Felder wurden zu einem Gemüseanbau vereint. Teile des Krummenhagener Sees wurde trockengelegt und landwirtschaftlich genutzt.
Quelle:
- Jescheniak, Chronik der Gemeinde Steinhagen von 1974, Seite 248ff.
- Landrat Franzburg-Barth vom 12.September 1945 (Ausweis Nr. 282)
- Elisabeth Schulz, Krummenhagen, Kindheitserinnerungen
Krummenhagen war auch zu DRR-Zeiten ein beschaulicher Flecken gewesen. Es hatte den Ruf eines Aussteigerdorfes, weil sich hier einige Hallenser aus der Chemieregion angesiedelt hatten. Der Ort verzeichnete in der Wendezeit gerade 80 Einwohner. Allerdings ließen sich in der idyllischen Umgebung von Krummenhagen ortsbekannte Persönlichkeiten nieder. Dazu zählen der Fotograf und Grafiker Eduard Albrecht sowie die Keramikerin Ulrike Steinfurth. Krummenhagen zeichnete sich auch durch seine naturverbundenen Produktionsstätten aus. Mit der Gründung der „Ökologischen Beschäftigungsinitiative in Krummenhagen e.V.“ (ÖBIK) wurde nicht nur der Lehmbau wieder belebt und der ökologische Landbau in großem Umfang betrieben. Die ÖBIK war es auch, die das Leben in Krummenhagen wieder aktivierte. Sie hatte zeitweise bis zu 170 Beschäftigte, deren Arbeitsplätze durch das Arbeitsamt gefördert wurden. Aus dem Verein gliederten sich verschiedene Selbständige heraus, die vor allem in Krummenhagen aktiv waren, weitere kamen hinzu. Von der B194 aus Steinhagen kommend fand man als erstes die Gärtnerei “Steinreich” von “Agatha” Karl Prütting. Als nächstes linker Hand die Holzverarbeitung “OTTO”, gefolgt von der Lehmmanufaktur, die zusammen mit der ÖBIK e.V. in der Lehmbauhalle unterkam. Weiter in Richtung Dorfende die Dachdeckerei Fitzner, gefolgt von der Keramikwerkstatt Ulrike Steinfurth. Davor auf der rechten Straßenseite Duft-Noten Ziolkowski, eine Seifenmanufaktur mit Laden für Wellnessprodukte und duftende Geschenkartikel. Kurz vor dem Dorfende betreibt Burkhardt Steinfurth die Gaststätte Brauscheune “Rumpelstilz”. Um die Ecke befindet sich das Werbestudio “think blue” von Sabine Scharath. Etwas abseits von Krummenhagen in einem ehemaligen NVA-Gelände hat die Ortsgruppe des Schäferhundevereins “Krummenhagener See” ihren Übungsplatz. Daneben auf dem Offroad-Gelände drehen die Freunde des Motorsportclubs Nordvorpommern e.V. ihre Runden. Dazu betrieben die Einwohner eine Spinn-, Web- und Strickwerkstatt, eine Dorftöpferei sowie eine eigene Käserei. Der Ort zählte 1995 immerhin 120 Einwohner.
Im Jahre 2000 wurde die 1836 gebaute Schule durch ein Feuer teilweise zerstört und abgerissen. 2003 wurde das Tagungs- und Gästehaus „Eulenhof“ (Krummenhagener Straße 32) wiedereröffnet.
Quelle:
- http://www.oebik.de/index_5.htm
- Eckhard Oberdörfer, Nordvorpommern, Edition Temmen 2007, Seite 97