Altes Gutshaus Steinhagen
Die preußische Staatsdomäne Steinhagen wird bereits seit 1819 bewirtschaftet. Laut der preußischen Volkszählung lebten und arbeiteten zu dieser Zeit 126 Menschen auf diesem Gut. Das Gebiet östlich der Schulstraße gehörte zur Domäne Steinhagen, das Gebiet westlich zu Steinhagen Dorf.
Pächter waren:
- 1819 bis 1855 > von Scheven
- 1856 bis 1873 > die verwitwete Domänenpächterin Holsten und Rob Holsten
- 1874 bis 1909 > L. Gierke und Carl Gierke
- 1909 bis 1925 > Richard Wolff
- 1925 bis 1925 > Konrad Fischer
- 1925 bis 1945 > Georg Hoge
Das Herrenhaus wurde erst im Jahre 1898 errichtet, im darauffolgenden Jahr erfolgte die Fertigstellung des Nebenhauses. Für die damalige Zeit war die fortschrittliche Ausstattung der Gebäude mit fließendem Wasser und Stromleitungen (Elektrowerk) und einer Zentralheizung (Schmiede) besonders bemerkenswert. In dieser Errichtungsphase betrieb der Amtsrat Carl Gierke das Gut. In einem Brief von 1974 schrieb seine Tochter, dass ihr Vater der erste Landwirt war, der eine elektrische Anlage in seiner Molkerei betrieb.
Nach dem Tod des Amtsrats 1909 übernahm der in Wuppertal-Elberfeld geborene Richard Wolff (geb. 1882, † 1938) das Gut Steinhagen. Zu dieser Zeit bewirtschaftete das Gut bis zu 491 ha. Neben der bereits existierenden Molkerei und Elektrizitätsanlage wurde ein Halbblutgestüt aufgebaut. Außerdem zeigt Wolff Ambitionen eine Trocknungsanlage zu errichten, da nichts Vergleichbares in der näheren Umgebung vorhanden war. Dieses Projekt scheiterte jedoch an der Finanzierung.
Zu Zeiten des Ersten Weltkrieges war Richard Wolff als Kapitänleutnant der Reserve im Reichsmarineamt in Berlin als Dezernent tätig. In seiner Abwesenheit übernahm der schon unter Carl Gierke tätige Max Büssow die Verwaltung des Gutes. 1925 lief der Pachtvertrag von Richard Wolff aus.
Danach übernahm der aus Reinberg stammende Georg Hoge das Gut. Auch der neue Gutsherr war darauf bedacht, den Hof stetig auf einem hohen technischen Niveau zu halten. Mit Ende des Zweiten Weltkrieges verließ Georg Hoge das Gut. Zuvor hatte er sich noch sehr bemüht, einen im März 1945 eingetroffenen Flüchtlingstreck mit ca. 260 Menschen unterzubringen.
Während der DDR-Zeit wurden beide Gebäude zu Wohnzwecken genutzt. Die Gemeinde Steinhagen nutzte die Räumlichkeiten im Erdgeschoss des Herrenhauses zudem als Büro und Standesamt.
Seit September 2004 ist das Gut Steinhagen im Privatbesitz und wird ausschließlich für wohnliche Zwecke genutzt.